Niettechnik

Bis zum Ende des 19. Jahrhunderts verwendete man Holz oder Stein als Baumaterial für Leuchttürme. Mit der industriellen Revolution entdeckte man dann die Vorteile von Gusseisen und etwas später auch von Stahl. Die Konstruktionen konnten nun in einzelnen Bauteilen vorgefertigt, zur Baustelle transportiert und dort montiert werden. Zum Fügen der Bauteile bediente man sich der Niettechnik.

Genietete Gitterkonstruktion aus Stahl am Oberfeuer Krautsand

Genietete Gitterkonstruktion aus Stahl am Oberfeuer Krautsand

Stahl ist ein sehr vielfältiger Werkstoff. Die metallische Legierung besteht aus Eisen und einem Kohlenstoffgehalt von maximal 2%. Er hat eine hohe Festigkeit und ist dennoch gut formbar. Der neue Werkstoff Stahl machte es erstmals möglich Bleche zu walzen und Bauteile wie Träger herzustellen.

Stahl kann im gegensatz zu Gusseisen geschweißt werden. Schon im Jahr 1840 entwickelten Ingenieure erste Schweißtechniken, doch erst ab 1930 setzten sie sich im Bauwesen immer mehr durch. Zunächst kamen im Stahlbau Nietverbindungen zum Einsatz.

 
Der Nietvorgang

Ein Rohniet besteht aus einem Schaft und einem Setzkopf. Er wird erwärmt und anschließend rot glühend durch ein Loch in den beiden zu verbindenden Bauteile hindurchgesteckt (1). Mit einem speziellen Niethammer, dem Döpper, wird auf der offenen Seite ebenfalls ein Kopf geformt. Dabei stauchen die ersten Schläge den Niet. Er wird breiter, bis er das Nietloch ausfüllt und sich formschlüssig an die Leibung des Bohrloches drückt (2). Anschließend wird der Schließkopf ausgebildet. Während der Niet abkühlt schrumpft er und presst die beiden Bauteile fest zusammen (3).

Nietvorgang

Für den Nietvorgang braucht es mindestens drei Personen. Einer erwärmt den Rohniet im Feuer und wirft ihn anschließend der zweiten Person zu. Diese positioniert den warmen Niet im vorgefertigten Nietloch und fixiert ihn mit einem Gegenhalter. Die dritte Person schließt die Nietverbindung mit dem Döpper.

Niettechnik geht mit hohen Zeit.- und Personalkosten einher. Im Stahlbau werden heute deswegen hauptsächlich Schweißverbindung und Schraubenverbindungen eingesetzt. Seit 1960 werden im Stahlbau praktisch keine Verbindungen mehr genietet.

 
Weitere Informationen:

Oberfeuer Krautsand Stahlgitterturm mit Nietverbindungen
Grundsanierung 2011 Instandsetzungsarbeiten am Oberfeuer Krautsand